Der jüngste Teil der Cactus-Cowboy-Reihe ist da: Cactus Cowboy: Desert Warfare. Wir haben den VR-Shooter für Quest, PC (Steam) und PSVR2 im Test.

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Eine neue Sony-Hardware erscheint, und im Launch-Lineup befindet sich ein vollumfänglicher, jedoch kostenloser Story-Egoshooter eines deutschen Einzelentwicklers. Klingt unwahrscheinlich, ist jedoch beim Start der PlayStation VR2 mit dem Titel Cactus Cowboy: Plants at War genau so vorgefallen. Das Spiel war quasi eine Persiflage auf Call of Duty: World War 2, in der statt Menschen nun Kakteen gegen böse Würmer und Insekten kämpfen. Der jetzt erschienene Nachfolger „Cactus Cowboy: Desert Warfare“ nimmt nun hingegen eher die Modern Warfare-Episoden von Call of Duty aufs Korn und kostet als erstes Spiel der Franchise, die inzwischen fünf Teile sowie einen Mixed-Reality-Spin-off beinhaltet, auch Geld. Dabei ist es allerdings mit 14,99 Euro sehr fair bepreist, wenn man bedenkt, dass die Kampagne einen Umfang von etwa 8 Stunden bietet.

Gebirge, Höhle oder (wie hier) ein Industriekomplex: Die Settings sind abwechslungsreich

Grafikbrett ist Cactus Cowboy: Desert Warfare keines

Einen gewissen Dämpfer auf die Vorfreude setzt erst einmal die Grafik, die vor allem auf Screenshots mit ihren sehr einfach gestalteten Objekten stark nach Mobile-VR der Quest 1-Generation aussieht. In der virtuellen Realität macht das Ganze jedoch schon eine weitaus bessere Figur, denn durch die hohe Auflösung und Bildwiederholraten der aktuellen Geräte wirkt alles extrem scharf und crisp. Als nächstes fällt schon während des (auf Wunsch überspringbaren) Tutorials das ausgefeilte Waffenhandling auf. Dies muss sich nicht hinter ernstzunehmenden Taktik-Shootern wie Pavlov oder Onward verstecken und überzeugt mit realistischem Nachladen. Besonders beeindruckend sind die wie in Echt funktionierenden Zielfernrohre der Sniper-Gewehre – ein Feature, an dem selbst AAA-Entwickler gerne mal scheitern.

Ebenfalls erwähnenswert ist der derbe Humor, den die Kakteen und ihre Kollegen durch KI-generierte englische Sprachausgabe entfalten. Da sind regelmäßig recht witzige One-Liner und Situationen dabei, wenn auch immer mal wieder falsch ausgesprochene Wörter die Immersion etwas brechen. Zudem ist es natürlich schade, dass ein im deutschsprachigen Raum entstandenes Spiel nicht auch deutsche Sprachausgabe hat, was allerdings in Anbetracht der realen regionalen Nutzerzahlen von VR-Spielen nicht wirklich überrascht. Für etwa 5% der Spielerschaft aus DACH-Ländern diesen Aufwand zu betreiben, ist leider bei der aktuellen VR-Verbreitung einfach nicht wirtschaftlich. Das Positive dabei ist jedoch: Um der Handlung auf dem Niveau von 80er-Jahre-B-Movies zu folgen, braucht man eigentlich keine Sprachkenntnisse. Es wird einfach alles niedergeschossen, was sich bewegt – und das mit Pistolen, SMGs, Sturm- und Snipergewehren sowie hin und wieder auch mal mit der Minigun eines Hubschraubers oder einem auf einen Truck montiertes 60mm-MG.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Desert Warfare schickt euch nicht nur in die Wüste

Auch sonst kommt die Abwechslung nicht zu kurz. Bei atmosphärischem Fackelschein schießen wir uns durch düstere Höhlen, überqueren einsame Bergpässe, kämpfen uns durch verstrahlte Industriekomplexe und durchkämmen natürlich die Wüste. Denn überall sind Geldbündel versteckt, mit denen wir unser Arsenal dauerhaft aufrüsten oder verschönern können. Dabei kommt es immer mal wieder zu auflockernden Aufgaben wie Klettern, Springen, dem Finden von wichtigen Gegenständen zum Weiterkommen, dem Aufdrehen von Ventilen und und und. Außerdem dürfen natürlich die genretypischen Bosskämpfe nicht fehlen, von denen viele ihre ganz eigenen Mechaniken mitbringen.

Insgesamt gibt es im Spiel also einiges zu erleben, und die aktuellen Möglichkeiten von VR werden gut genutzt. Dies gilt besonders in der PSVR2-Version, da hier auch die adaptiven Trigger sowie die starken Rumble-Effekte genutzt werden. Fast genauso gut kann man das Spiel aber auch auf Steam oder im App Lab der Meta Quest genießen.

VR Cover

Hier findet ihr Cactus Cowboy: Desert Warfare im PlayStation Store, für PC hier bei Steam und für Quest im Meta Store.

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Kalle
Schon als Kind liebte Filmemacher und Autor Kalle Max Hofmann Spielezeitschriften, später wirkte er dann selbst an Publikationen wie [ple:] und GameReactor mit. Heute schreibt er immer noch gerne über Games – vor allem, wenn es um Virtual Reality geht.
vr-shooter-cactus-cowboy-desert-warfare-im-testIch hatte viel Spaß mit Cactus Cowboy: Desert Warfare und war vor allem vom Umfang der Kampagne wirklich überrascht. Als eher ungeübter VR-Soldat war ich zunächst etwas vom Schwierigkeitsgrad überfordert, denn das Game bietet kaum Checkpoints und zeigt auch sonst mit Floppy-Ladegeräuschen und Pixelschrift, dass es eher oldschooligem Spielgefühl statt „Press forward to win“ huldigt. Zum Glück lässt sich dieses gefühlte Manko leicht durch die Wahl des einfachen Schwierigkeitsgrades abfedern. Shooter-Fans sollten sich hier jedenfalls nicht von der einfach gehaltenen Grafik abschrecken lassen, sondern dem Game zu seinem günstigen Preis auf jeden Fall eine Chance geben.