Audio Trip ist ein VR-Rhythmusspiel für PC-Headsets und Oculus Quest. Was das Game anders oder sogar besser macht als Beat Saber, Synth Riders & Co. haben wir uns auf der Oculus Rift angesehen.
Musikspiele funktionieren in der virtuellen Realität wirklich gut und erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Bandbreite reicht von relativ trashig aussehenden Titeln bis zu Hochglanzprodukten. Audio Trip gehört klar zur letzteren Gruppe.
Schon das Hauptmenü macht einen guten Eindruck. Wir finden uns in einer Art Cyberspace-Arena mit Publikumsrängen vor einem schwebenden Bedienpult wieder. Der Lärm der Zuschauer verströmt bereits gewisse Vibes von Musikspiel-Klassikern wie Guitar Hero oder Rock Band. Nur dass es hier Science-Fiction-lastig zugeht, die Optik erinnert an die Welten von Tron Legacy.
Nur elf Songs, aber namhafte Interpreten
Die Liste an spielbaren Songs enthält erst einmal nur 11 Einträge. Das ist nicht gerade üppig, doch weitere neun sollen laut Entwicklern noch dazukommen. Jeden Titel gibt es auch in einer gekürzten Version, wenn man keine Lust auf Lauflängen von bis zu sieben Minuten hat. Und natürlich besteht die Wahl zwischen drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Inhaltlich bewegen sich die Songs wie so oft im Dreieck aus EDM, Pop und harter Elektronik. Bemerkenswert ist allerdings, dass auch einige wirklich große Namen an Bord sind, beispielsweise Lady Gaga, Skrillex und Deadmau5.
Nachdem wir über die Touchscreen-artige Bedienung unsere Auswahl getroffen haben, geht es per Druck auf einen großen, virtuellen Buzzer auf die Piste. Wir fliegen nun durch abstrakte Umgebungen, die nach Cyberspace und Club-Visuals aussehen. Einige dicht vorbeifliegende Formationen könnten dabei für empfindliche Naturen durchaus Motion Sickness auslösen. Vielleicht erbarmen sich die Entwickler vom Kinemotik Studio ja noch und bieten statische Backgrounds an, wie es auch bei Beat Saber und Synth Riders der Fall ist.
Same same but different
Bewegung findet auch in Form der Marker und „Synth Lines“ statt, die auf uns zukommen und mit der korrekten Hand berührt werden müssen. Eingefärbt sind die Symbole und „Collider“ an unseren Händen in orange und lila. Das Geschehen erinnert dabei frappierend an Synth Riders und auch die Entwickler antworten auf die Frage nach den Unterschieden zwischen den beiden Games mit dem thailändischen Allzweckmotto „Same same but different“. Es ist also gleich, und dennoch anders, und so finden wir in den Details des Spielsystems doch einige Unterschiede.
Für Menschen mit hoher visueller Intelligenz ist zum Beispiel schon einmal praktisch, dass die Marker in Form von Dreiecken gestaltet wurden, die nach links oder rechts zeigen und damit zusätzlich zur Farbe auch noch einen Hinweis darauf geben, mit welcher Hand sie berührt werden sollen. Uns hat das bei den diversen Testrunden jedoch auch nicht vor Fehlern bewahrt, die von dem Spiel mit einem wirklich gemeinen Ton quittiert werden, den wir so selten wie möglich hören wollen. Dabei ist allerdings auch schon die Verfolgung der langgezogenen „Synth Lines“ alles andere als leicht, da das Spiel uns größere Bewegungen abverlangt als manch anderer Musiktitel. Laut eigener Aussage misst das Game bereits im Menu unsere Armlänge und nutzt dann dieses Wissen auch voll aus – wir müssen uns oft ordentlich strecken.
Geniales Spiel mit Trance-artigem Flow
Als „Spezialmarker“ bietet Audio Trip „Sauglöcher“, in die wir mit der Hand hineinwischen sollen, sowie angedeutete Trommeln, auf die wir schlagen. Von der Handhabe sind diese Spezialmarker im Endeffekt gleich, der Unterschied ist nur, dass die Trommelfelder auch einen satten Drumsound von sich geben. Und dies trägt einen guten Teil zur „Synästhesie“ bei, die das Spiel entfalten kann – die Verschmelzung und gegenseitige Beeinflussung von Klängen, Visuals und Bewegungen, die den Spieler in einen fast schon Trance-artigen „Flow“ führen kann. Im Spiele-Bereich wurde dieses Konzept zum ersten Mal im Spieleklassiker REZ von Tetsuya Mizuguchi propagiert, und auch optisch weckt Audio Trip immer wieder Erinnerungen an diesen Titel, zum Beispiel beim Design des tanzenden Avatars, der eure Bewegungen begleitet.
Generell ist deutlich, dass Audio Trip von ambitionierten Designern gestaltet wurde – im Gegensatz zu vielen anderen VR-Musiktiteln wurde offensichtlich auf eine ansprechende Gestaltung Wert gelegt, die einem roten Faden folgt und doch auf die einzelnen Musikstücke eingeht. Auch die verschiedenen Choreografien wirken abwechslungsreich und gut auf die Kompositionen abgestimmt. Kein Wunder, dass es dadurch entsprechend länger dauert, neue Stücke hinzuzufügen und das Spiel bisher auch keine Importmöglichkeit für eigene Titel bietet.
Auf Steam trägt Audio Trip übrigens nach wie vor das Label „Early Access“, im Oculus Store ist das aber nicht der Fall. Und warum auch nicht: Abgesehen vom noch zu erweiternden Song-Angebot ist das Game einfach rund und „fertig“.
Hier findet ihr Audio Trip auf Steam, hier im Oculus Store für Oculus Rift und hier für Oculus Quest