Rechtzeitig vor Halloween ist mit Doors of Silence: The Prologue ein neues VR-Gruselgame für PC (HTC Vive, Oculus Rift) erschienen. Wie schlägt sich der Neuankömmling im schon ganz gut besetzten VR-Horrorgenre? Wir haben die Rift-Fassung im Test.

Doors of Silence: The Prologue entführt Horror-Fans in eine verlassene Kinderklinik in Pennsylvania in den späten 80ern. Die Klinik hatte Kinder aus Russland aufgenommen, Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Und dann ist etwas fürchterlich schiefgegangen. Was genau, das sollt ihr herausfinden. Eines wird dabei auf jeden Fall schnell klar: Das verwinkelte Gebäude ist nicht so verlassen, wie es im ersten Moment scheint…

Doors of Silence: Ab in die Horror-Klinik!

Zu Beginn drückt euch das Spiel eine Taschenlampe in die Hand. Das ist alles, was ihr für eure Verteidigung mitbekommt. Richtig gelesen. Die Lampe kann mehr, als euch dunkle Passagen auslzueuchten. Sie kann auch ultraviolettes Licht abgeben, um euch die unfreundlichen Klinikbewohner vom Leib zu halten.

Aus Löchern in den Wänden krabbeln nämlich nackte, mutierte, humanoide Lebewesen. Das Spiel nennt sie „die Kinder“. Mit denen ist nicht zu spaßen. Zumal sie sehr schnell sind, euch anspringen und dabei instant killen. Auf den Ultraviolettmodus eurer Taschenlampe reagieren sie allerdings allergisch, quietschen kurz und ziehen wieder ab.

Im Keller lauern Ratten. Große Ratten…

Euer Job: Batterien und Schlüssel sammeln

Wenn ihr herumliegende Batterien seht, sammelt ihr sie ein. In erster Linie sucht ihr aber nach Schlüsseln, die ihr benötigt, um in vorerst versperrte Bereiche der Klinik vorzudringen. Herumliegende Notizen eines Forschers geben euch dabei recht deutliche Tipps wie: „Ich habe den Schlüssel fürs Labor in den Toiletten von Bereich B versteckt“.

Das Kernspielprinzip ist also: Schlüssel sammeln, um Türen öffnen zu können, um weitere Schlüssel zu sammeln. Das ändert sich auch im späteren Spielverlauf nicht grundlegend, wobei noch das ein oder andere Element dazukommt – dazu gleich mehr.

Doors of Silence entwickelt sich zum Zombie-Shooter

Wenn es euch so geht wie uns, dann empfindet ihr den ersten Spielabschnitt als eher mau. Rumlaufen, nach Schlüsseln suchen und Monster mit der Taschenlampe anleuchten? Nun ja. Der zweite Spielabschnitt ist schon origineller. Hier müsst ihr im Keller der Klinik (allerdings immer noch unbewaffnet) eine Rätselkette lösen. Als Belohnung bekommt ihr eine Pistole, die dann vor allem im letzten Spieldrittel relevant wird. Dann entwickelt sich Doors of Silence nämlich zum klassischen Zombie-Shooter.

VR Cover

Es ist dieses letzte Spieldrittel, das versöhnlich stimmt. Zombies Kopfschüsse verpassen – außer denen mit Metallhelmen, die benötigen Körpertreffer – das macht dann noch am meisten Spaß. So wirklich gezündet hat Doors of Silence bei mir aber zu keinem Zeitpunkt. Was an einer ganzen Reihe von Issues liegt.

Zwischendurch wird’s auch richtig abgefahren und gruselig

Ein Königreich für „always run“!

Das beginnt mit der trägen Steuerung. Euer Charakter bewegt sich relativ langsam. Das ist seitens der Entwickler gut gemeint, um VR-Sickness zu vermeiden, nervt aber, zumal das Spielprinzip auf langen Laufwegen beruht. Zwar könnt ihr kurzzeitig sprinten (Stick am Controller drücken), aber eben nur kurze Zeit, bis ihr außer Atem seid. „Always run“ als optionales Feature wäre für VR-Veteranen ein Segen.

Zum Release gab es übrigens kein Strafing, das haben die Entwickler mittlerweile aber nachgepatcht. Vielleicht erbarmen sie sich ja auch noch im Bezug auf das Laufen?

Wer braucht schon Arme?

Ein bisschen „billig“ ist, dass ihr im Spiel keine Arme oder Hände besitzt. Ihr steuert Taschenlampe und Pistole direkt. Wenn ihr Türen öffnen oder Gegenstände aufheben wollt, schaut ihr sie einfach an und drückt beim Aufpoppen des Interaktionssymbols den A-Button.

Ja, das funktioniert, hätte man am PC aber eleganter lösen können und ist wohl in der Historie des Spiels begründet: Doors of Silence ist ein Port von Gear VR/Oculus Go.

Der Grafik sieht man den Port übrigens nicht an, die geht schon in Ordnung. Überhaupt, wenn ihr die Grafikqualität auf „hoch“ stellt. Das passiert allerdings nicht über das Einstellungsmenü, sondern über zwei PCs, die im Startraum unscheinbar an der Wand stehen und leicht zu übersehen sind. Nicht, dass ihr das komplette Spiel beendet, bevor ihr diese Option rein zufällig entdeckt. So wie ich…

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Endlich mal keine Jump-Scares!

Wenn man dem Game etwas zugutehalten muss, dann dass es nicht auf ständige billige Jump-Scares setzt wie so mancher Genre-Mitbewerber. Und die Entwickler bemühen sich um Abwechslung. Ihr rennt nicht die ganze Zeit durch gleichaussehende Klinikräume und leuchtet Mutantenbabys an, wie man eingangs fast befürchten würde. Es gibt die Keller-Passage mit der netten Rätselkette, es gibt auch eine gruseligere Art Traumsequenz und den letzten Part als klassischen Zombie-Shooter.

Es gibt aber auch jede Menge Ecken und Kanten, von der gemächlichen Laufgeschwindigkeit bis zu Rücksetzpunkten, an denen euch das Game nach eurem Ableben mit null Schuss Munition wieder ins Rennen schickt. Oder dass ihr schwören könntet das Kind, das euch gerade gekillt hat, sehr wohl mit UV angeleuchtet zu haben…

Doors of Silence: The Prologue ist mit 20 Euro vergleichsweise günstig und die Spieldauer mit gut vier Stunden in Ordnung. Das Ding ist nur: Was vor zwei Jahren auf Gear VR und Oculus Go vielleicht noch eines der besseren Horrorgames war, ist anno 2019 am PC nur Mittelmaß. Kann man schon mitnehmen, muss man aber nicht.

Ihr findet Doors of Silence: The Prologe um 20 Euro im Oculus Store und auf Steam.

Überblick der Rezensionen
Das Fazit
Manfred
Nach 16 Jahren E-MEDIA bloggt Manfred Huber jetzt über die Technik-Themen, die ihm am meisten Spaß machen – und das ist momentan alles rund um Virtual Reality.
doors-of-silence-the-prologue-im-testWäre Doors of Silence Early Access, ich hätte „Potenzial“ attestiert und Tipps zur Verbesserung gegeben. Nun ist das Spiel aber ein Full Release und da stören mich die vielen Ecken und Kanten einfach. Beispiel erstes Level: Ich muss viel hin und herlaufen, um einen Schlüssel zu finden, kann mich aber nur langsam fortbewegen, werde von den „Kindern“ attackiert, gerne auch unfair von hinten, und irgendwie bin ich mehr genervt als sonst was. Hätte ich das Spiel nicht für den Test durchspielen sollen, ich hätte wahrscheinlich schon sehr zeitig hingeschmissen. Ja, die späteren Abschnitte werden besser. Aber richtig friktionsfrei wird’s eigentlich nie. Mit mehr Feinschliff wäre eine bessere Wertung drin, aber so reicht’s leider nur für undankbare zweieinhalb Sterne.