Der Microsoft Flight Simulator ist da! Zwar vorerst ohne VR-Unterstützung, aber nachdem die bereits angekündigt ist, werfen wir trotzdem schon einen ersten Blick auf den neuen King unter den zivilen Flugsimulationen.
Eigentlich ist es in mehrfacher Hinsicht unwahrscheinlich, aber unglaublich cool, was gerade passiert. Microsoft bringt nicht nur einen neuen Flight Simulator – nachdem man das Vorgängerspiel aufgegeben und das zuständige Entwicklerstudio geschlossen hatte. Nein, Microsoft hat uns VR-Fans auch erhört und will den neuen Flight Simulator VR-fähig machen. Zwar erst später, aber das sitzen wir auch noch aus. Wir haben derweilen einige Runden am Monitor gedreht.
Die ganze Welt, aus der Cloud
First things first: Mit dem neuen Flight Simulator könnt ihr buchstäblich überall auf der Erde fliegen – und überall sieht es aus wie in „echt“. Möglich machen das zwei neue Technologien: Die Cloud und Künstliche Intelligenz. Das österreichische Start-up Blackshark.ai ist für den KI-Part zuständig. Deren patentierte Technologie analysiert die hochauflösenden Satellitenbilder aus Bing Maps und generiert daraus die passenden 3D-Objekte für Vegetation und Gebäude. Zwar gibt es im Spiel Gegenden, wo Designer manuell Hand angelegt haben, aber dafür, dass es auch abseits dieser „handgemachten“ Städte realistisch zugeht, sorgt eben besagte KI aus Österreich. Und das ziemlich gut, aber dazu gleich mehr.
Weil ihr wie gesagt auf der ganzen Welt fliegen könnt, kommt einiges an Bodentexturen, Gebäudemodellen etc. zusammen. Die gerade gebrauchten Daten streamt das Spiel aus der Cloud. Und die Informationen zur aktuellen Wetterlage gleich mit, womit der neue Flight Simulator eine bisher unerreichte Abbildung der Realität erreicht.
Der Flight Simulator sieht unglaublich aus
Und das Ergebnis ist wirklich sensationell. Startet in einer beliebigen Großstadt und ihr kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Häuser bis zum Horizont. Jedes einzelne Gebäude separat gerendert. Das sieht alles so unglaublich echt und fotorealistisch aus. Und auf den Straßen fahren sogar Autos. Hammer!
Wie gut ist die KI beim Umsetzen der Fotos in 3D-Objekte? Verdammt gut. Aber natürlich nicht perfekt. Vielleicht kurz zwei Beispiele: Ich hab gemacht, was wahrscheinlich jeder (?) irgendwann macht und im Spiel mein Wohnhaus überflogen. Aus der Luft war es sofort zu erkennen – am markanten roten Dach. So ein Erfolgserlebnis macht natürlich Freude. Wenn man allerdings extra nah ran fliegt – näher, als das im Normalbetrieb notwendig und möglich wäre – merkt man: So hundertprozentig passt das dann doch nicht. Die KI hat für meinen Wohnblock Altbauten gewählt, während es sich in echt um moderne Gebäude handelt. Aber geschenkt: Aus der typischen Flughöhe fällt das nicht auf.
Ein anderes Issue sind Gebirgsstraßen, mit denen tut sich die KI offenbar schwer. Der Pacific Coast Highway in Kalifornien zum Beispiel hängt öfter mal schräg im Berg. Auch das fällt nur auf, wenn man extra nah ran fliegt. Mein Fazit: Kleinigkeiten zum Motzen finden sich immer, unterm Strich schlägt die Grafik aber jeden Flugsimulator, der mir bis jetzt zwischen die Finger gekommen ist.
Realismus ist natürlich Trumpf
Der neue Flight Simulator tritt in die Fußstapfen seiner Vorgänger und bietet wieder ein Maximum an Realismus – soweit ich das als Laie beurteilen kann. Der Realismus lässt sich in verschiedenen Stufen einstellen und es gibt Ingame-Checklisten, die Hobby-Piloten durch die essenziellen Arbeitsschritte führen. Plus ein umfangreiches Tutorial, das euch erklärt, wie ihr eine Cessna fliegt. Auch der Funkverkehr mit der Flugkontrolle wird diesmal out of the box, wenn auch eher rudimentär, simuliert.
Der Flugzeugpark ist gut ausgestattet. Da ist wirklich alles dabei, von kleinen leichten Flugzeugen wie besagter Cessna bis hin zur Boeing 747, dem Dreamliner und dem A320neu. Kurz: Während man die wirklich spannenden Flugzeuge früher als externe Add-ons kaufen musste, sind die diesmal schon an Bord. Die drei erhältlichen verschiedenen Versionen unterscheiden sich bei der Anzahl enthaltener (detailliert dargestellter) Flughäfen und Flugzeugen. Schaut einfach, welche Fassung für euch die beste ist.
Motivierende Challenges
Natürlich kann man im Flight Simulator einfach nur rumfliegen, wie man möchte. Es gibt aber auch spezielle Challenges, denen man sich stellen kann, wie der Landung auf besonders schwierig anzufliegenden Airports. Jede Landung im Rahmen einer Challenge wird auch penibel bewertet. Wie nah am idealen Aufsetzpunkt, wie nah an der Mittellinie, wie sanft hat man die Maschine aufgesetzt… In der globalen Highscoreliste kann man seinen Score dann auch gleich mit anderen Piloten vergleichen.
Ein Beispiel für so eine Challenge ist die Landung mit dem A320neo auf dem Flughafen Paro in Bhutan. Das ist schon ein ziemlich irres Erlebnis, weil der Anflug durch ein enges Tal erfolgt, an dessen Ende man nach rechts schwenkt und direkt nach der Kurve auch schon die Landebahn bei sich hat. Dass ich das nach ein paar Versuchen gepackt hab, macht mich stolz. Gut, der Score ist jetzt nicht so berühmt. Ich bin froh, dass ich die Bahn irgendwie getroffen habe …
VR wird ein Traum!
Szenen wie der Anflug auf Paro lässt bei mir die Vorfreude auf die später folgende VR-Unterstützung ins Unermessliche steigen. Einerseits, weil die Szenerie schon auf dem Monitor sensationell wirkt, in VR aber sicher noch besser kommt. Vor allem aber, weil ich mich ständig dabei ertappt habe, mich im Cockpit bewegen zu wollen, um einen besseren Blick aus dem Fenster zu bekommen. Ist da auf zwei Uhr schon die Landebahn? Kann ich schon einschwenken? Ständig bin ich versucht, meine Position zu verändern, um besser aus dem Cockpitfenster zu sehen. Speziell beim Landeanflug mit einem hohen Anstellwinkel, wenn man schon mal mehr Himmel als Boden sieht. Kurz: Dieses Spiel ist wie gemacht für VR. VR-Support soll laut Entwickler zunächst für das neue G2 VR-Headset kommen. Andere Headsets sollen folgen.
Das Fazit
So abgedroschen die Phrase auch sein mag: Der neue Flight Simulator ist für Flugsimulator-Fans ein Muss. Das Ding ist ein gewaltiger Sprung gegenüber der immerhin 14 Jahre alten letzten Version. Die komplette Welt in unerreichtem Fotorealismus – das gibt’s sonst nirgends. Wenn in der Außenansicht die Kamera hinter der Maschine hängt, spürt man regelrecht die heißen Triebwerksabgase. Ok, vielleicht ist es die 57 Grad heiße Abluft meines Gaming-PCs, die ich da spüre. Der Flight Simulator beansprucht die Hardware aufs Letzte. Aber das Ergebnis ist einfach sensationell realistisch. Ich zähle die Tage bis zum Erscheinen des VR-Supports! Wenn es soweit ist, werden wir unseren Test entsprechend updaten.
Redaktioneller Hinweis: Das Testmuster wurde uns von Microsoft zur Verfügung gestellt.