Habt ihr einen guten Teil eurer Kindheit in den 90ern vor einer Videospielkonsole verbracht? Pixel Ripped 1995 bringt euch in VR zurück in diese gute alte Zeit, als alles besser war! Die grandiose spielbare Hommage an die Videospiel-90er gibt’s ab sofort für Rift, Quest, Vive und Index – PSVR folgt. Wir haben die Rift-Fassung im Test.
Vielleicht hat der ein oder andere ja solche oder so ähnliche Kindheitserinnerungen: Ihr hockt abends im dunklen Kinderzimmer, nur der Fernseher flimmert. Eigentlich solltet ihr schon längst schlafen, stattdessen zockt ihr noch an der Konsole. Dieses eine Level wollt ihr noch schaffen. Und dann noch eines. Und noch eines. Und irgendwann steht eure Mutter in der Tür, dreht euch den Fernseher ab und hält euch im Rausgehen einen Vortrag darüber, dass Videospielen im Dunkeln eure Netzhaut verbrennt – das hätte sie in einer Zeitschrift gelesen. „Du willst doch keine verbrannte Netzhaut, oder!?“
Willkommen bei Pixel Ripped 1995, einem VR-Abenteuer, das auf wahnsinnig charmante Weise Retro-Gaming in die Virtuelle Realität bringt. Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle eines Kids in den 90ern. Neben eurer Konsole stapeln sich die neuesten Game-Highlights: Rollenspiele, Plattformer, Beat ‘em ups. Alles könnte so toll sein, wäre da nicht eure Mom, die euch in steter Sorge um eure Gesundheit von der Konsole verjagt. Seid ihr nicht böse, sie meint es nur gut.
Pixel Ripped 1995: Willkommen in der 16-Bit-Ära!
Das Game baut auf einem erfolgreichen Vorgänger auf. Es ist die Fortsetzung des grandiosen Pixel Ripped 1989, das uns im Test vor zwei Jahren schon begeistert hat. Damals durften wir in VR an einem Gameboy-ähnlichen Handheld zocken – mit authentischer grünstichiger Monochrom-Grafik. Aber das ist zwei Jahre her. Mit Pixel Ripped 1995 ist die Spielreihe in der deutlich farbenfroheren 16-Bit-Ära angekommen.
Statt am Handheld zockt ihr auf einer stationären Konsole an einem kleinen Farbfernseher. Jedes der sechs Level in Pixel Ripped 1995 ist um ein eigenes „Spiel im Spiel“ herum gestrickt. Im ersten Level ist es ein klassisches japanisches Rollenspiel à la Zelda. Später folgen Plattformer à la Metroid oder ein Beat em‘ up in bester Double-Dragon-Tradition. Und im letzten Abschnitt, soviel darf ich hoffentlich verraten, ohne zu spoilern, spielt ihr sogar an einer brandneuen 32-Bit-Konsole, die wohl das 3DO zum Vorbild hat. Hier gibt’s dann authentisch pixelige 3D-Grafik.
Spielwelt und „Realität“ vermischen sich
Ihr spielt aber nicht ausschließlich an der virtuellen Konsole. Ein Oberbösewicht entwischt aus einem Spiel in die „reale“ Welt und greift euch dort an. Realität und Spiel vermischen sich, Pixelhelden kämpfen in „realer“ Umgebung. Ja, das kennen wir aus dem Vorgänger, aber im Detail bietet das Game dann doch genügend Neues. Pixel Ripped 1995 versetzt euch an verschiedene Schauplätze einer typischen Videospiel-Kindheit. Vom eigenen Kinderzimmer bis in den Videospielladen, wo ihr an Teststationen die neuesten Games ausprobiert oder an einem Spiele-Turnier teilnehmt. Und es gibt einen Nachbarjungen, der sich als echter Kotzbrocken entpuppt und euch gehörig auf die Nerven geht – als wäre Mom nicht schon schlimm genug…
Apropos Mom: Damit die euch in Ruhe spielen lässt, müsst ihr sie ablenken. Zum Beispiel, indem ihr Chaos in der Küche anrichtet. Diesen aus Teil eins übernommenen Aspekt hat Teil zwei aber merklich zurückgefahren. Was gut ist, denn auf Dauer nützt sich die grundsätzlich originelle Idee ja schon irgendwie ab. Stattdessen hat man sich neue Wege einfallen lassen, um „Realität“ und Spiel zu verknüpfen. Zum Beispiel wenn ihr abends allein in eurem Zimmer noch heimlich zockt: Dann müsst ihr im Spiel aufpassen, keinen Lärm zu machen. Sonst weckt das eure Mom … An einer anderen Stelle spielt ihr parallel an zwei Spielautomaten und die Geschehnisse in einem Spiel beeinflussen das andere. Kurz: Pixel Ripped 1995 kommt mit genügend frischen Ideen, die den Nachfolger vom Vorgänger abheben. Es kommt ja immer wieder mal vor, dass Fortsetzungen enttäuschen, aber bei Pixel Ripped 1995 ist das gottseidank nicht der Fall.
Sechs Levels, vier Stunden 90er-Feeling
Insgesamt sechs Level stecken im Spiel, die alle nach demselben Schema funktionieren: Kurzes Intro, dann das Spiel im Spiel, gefolgt vom Boss Fight in der realen Welt. Die Gesamtspieldauer liegt wieder bei vier bis fünf Stunden und damit in etwa auf Niveau des Vorgängers. Angesichts des günstigen Preises von unter 20 Euro geht das voll in Ordnung.
Reden wir noch über die Qualität der Spiele im Spiel. Der Vorgänger hat ja Gameboy-Spiele imitiert, die sind naturgemäß technisch simpel. Bei Pixel Ripped 1995 bewegen wir uns in der 16-Bit-Ära und die Spiele müssen somit schon mehr leisten. Sagen wir so: Bestwertungen hätten die Spiele anno 1995 aber wohl nicht eingeheimst, aber spielerisch gehen sie in Ordnung. Man merkt aber, dass die Featureliste auf das absolute Minimum beschränkt ist. Im Plattformer kann sich die Heldin zum Beispiel nicht mal ducken.
Der 3D-Level hat übrigens gelegentliche Kamera-Issues. Absichtlich eingesetztes Stilelement oder tatsächliche Unzulänglichkeit? Nehmen wir einfach mal ersteres an. So war das eben zum Beginn der 3D-Ära. Vielleicht war damals doch nicht alles besser…
Ihr findet Pixel Ripped 1995 im Oculus Store für Rift, hier für Oculus Quest sowie auf Steam. Die PSVR-Fassung folgt.