Gäbe es eine VR-Version des PlayStation-Klassikers God of War – so müsste sie aussehen! Theseus für PlayStation VR, HTC Vive und Oculus Rift entführt Euch in die Sagenwelt der alten Griechen. In antiken Katakomben muss Euer Held sich gegen einen riesigen Minotaurus behaupten.
Euer Held erwacht auf einem Podest an einem ziemlich heruntergekommenen Ort. Ringsherum bröckeln die Wände ab – diese Katakomben haben definitiv schon bessere Tage gesehen. Eine weibliche Stimme ertönt aus dem Off und klärt Theseus über den Grund seines Hierseins auf. Ein böser Minotaurus hält die schöne Unbekannte gefangen…
Die Theseus-Macher haben mit der griechischen Mythologie ein vergleichsweise unverbrauchtes Setting gewählt. Und auch bei der Kameraperspektive stellen sie sich gegen den Trend. Wer genug hat von VR-Games aus der Ego-Perspektive – bitteschön: Theseus zeigt die Action aus der dritten Person. Die Kamera hängt gelegentlich hinter dem Helden, die meiste Zeit aber ist sie an fix vorgegebenen Positionen im Raum „montiert“. Beide Perspektiven funktionieren wunderbar, mangelnde Übersicht ist nie ein Thema.
Top-Grafik in der griechischen Unterwelt
Rundum gelungen auch die Präsentation. Für düstere Katakomben sieht es da unten schon verdammt gut aus! Hochauflösende Texturen, viele Details, tolle Spiele mit Licht und Schatten. Hier zeigt die Unreal-Engine wieder, was sie draufhat.
Die Entwickler nutzen die technischen Möglichkeiten recht kreativ. Etwa in einer Szene, bei der die Fackel des Helden die einzige Lichtquelle im Raum ist. Wenn der Held in einen angrenzenden Tunnel läuft, bleibt der Spieler an seiner fixen Kameraposition zurück und versinkt langsam in der Dunkelheit…. Bemerkenswert auch das erste Zusammentreffen mit fiesen Riesenspinnen, die in der Dunkelheit lauern, sich aber netterweise durch die brennende Fackel auf Abstand halten lassen.
Katz und Maus mit dem Minotaurus
Recht schnell im Spiel lernen wir den Minotaurus kennen. Das Vieh ist riesig und schlecht gelaunt. Praktisch, dass es so gut wie blind ist. Das hilft Theseus dabei, unbemerkt vorbeizuschleichen. Zumindest in der Theorie. Leider müssen meist Aktionen gesetzt werden, die Lärm verursachen. Das Öffnen einer schweren Steintüre, zum Beispiel. Und hören tut der Minotaurus leider sehr gut…
Diese mehrfachen Zusammentreffen mit dem Minotaurus funktionieren übrigens nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Stellt Euch darauf ein, mehrfach zu sterben. Macht aber nichts. Die Checkpoints sind fair gesetzt.
Darüber hinaus wird im Spiel gelegentlich auch geklettert. Wie de facto schon Genre-üblich kann sich Theseus an Felsvorsprüngen entlanghanteln und so zu vermeintlich unerreichbaren Räume vordringen.
Steuerung, Abwechslung, Spieldauer
Gäbe es ein God of War für VR, so müsste es aussehen! Der Production Value ist bei Theseus schon sehr hoch. Was das italienische Entwicklerstudio Forge Reply hier geleistet hat, braucht sich nicht hinter „großen“ Produktionen zu verstecken. Bombastische Grafik und stimmige Sounduntermalung – die Technik passt. Nur die Gamepad-Steuerung könnte einen Tick direkter sein. Nicht falsch verstehen: Die Steuerung funktioniert gut. Aber ganz so durchgestylt wie bei einem Assassin’s Creed fühlt sich die Kletterei und Kämpferei am Ende halt doch nicht an.
Der einzige wirkliche Kritikpunkt: die Spieldauer. Wir haben Theseus an einem Stück durchgespielt, was etwas über zwei Stunden gedauert hat. Das ist nicht lange. Andererseits fühlten wir uns in diesen zwei Stunden exzellent unterhalten und konnten den Controller einfach nicht weglegen. Dafür erzählt Theseus seine Geschichte einfach zu gut. Am Ende lässt man den Abspann durchlaufen um runterzukommen und denkt sich nur: „Was für ein Spiel!“ Und vielleicht: „Schade, dass es schon vorbei ist.“
Ihr findet Theseus auf Steam, für PSVR im PlayStation Store und für Rift im Oculus Store