War Remains ist eine 15-minütige rein passive VR-Experience für PC-Headsets, die euch die Schrecken des ersten Weltkriegs hautnah näherbringt. Wir haben wir uns auf der Oculus Rift in die Schützengräben gebeamt.
„Das ist kein Spiel“, lautet gleich der erste Satz im Beschreibungstext auf Steam. Und das meinen die Entwickler nicht im übertragenen Sinn, sondern wortwörtlich. War Remains ist kein Spiel, sondern eine rein passive VR-Experience, die das Medium nutzt, um euch hautnah auf die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs zu versetzen.
Geschichte in VR erleben
Die Grundprämisse von War Remains: Die Erlebnisse der Soldaten im ersten Weltkrieg waren so schrecklich, dass ihnen keine Beschreibung gerecht werden kann. Aber in VR kann man sich selber in die Schützengräben versetzen und zumindest ansatzweise erahnen, wie das damals gewesen sein muss. Währenddessen vermittelt der Geschichts-Podcaster Dan Carlin in einem rein englischsprachigen Voiceover geschichtliches Hintergrundwissen.
Historische Ereignisse live miterleben: Die Idee ist nicht neu und hat schon einige ebenso großartige wie lehrreiche Experiences hervorgebracht, etwa Apollo 11 VR oder Titanic VR. Anders als die genannten Titel eignet sich War Remains aber nicht wirklich für den Einsatz im Schulunterricht, dafür ist das Geschehen einfach zu brutal.
Wir schalten live in den Schützengraben
Ihr beginnt eure „World War I Experience“ in einem Aufklärungsballonkorb hoch über dem vernebelten Schlachtfeld, während gegnerische Doppeldecker um euch herumschwirren und auf leichte Beute aus sind. Und ihr könnt beobachten, wie andere Ballons in Flammen aufgehen und als brennende Fackeln vom Himmel fallen.
Danach geht’s hinab in einen der berüchtigten Schützengräben. Ihr seid hautnah dabei, wie Kameraden aus dem Graben klettern, nur um gleich erschossen zu werden. Ein Panzer rollt direkt über euch hinweg. Es wird viel geschossen, geschrien und gestorben. In einer anderen Szene hockt ihr in einem unterirdischen Bunker, während über euch die Granaten der gegnerischen Artillerie einschlagen, immer und immer wieder. Der ohrenbetäubende Lärm ging damals stundenlang, heißt es im Audio-Kommentar.
Die reine Passivität ist ein Problem
Die ganze Experience dauert ziemlich genau 15 Minuten. Gelingt es ihr in dieser Viertelstunde, die Schrecken des Krieges authentisch zu vermitteln? Ich war 1914-18 natürlich nicht dabei, aber ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: nein. Das ist schon verdammt weit weg von the real thing. Natürlich kann VR bei aller Genialität des Mediums (noch?) nicht die Qualität einer echten Erfahrung erreichen. Aber War Remains begeht in meinen Augen einen Kardinalfehler, der dazu führt, dass das volle Potenzial des Mediums unausgeschöpft bleibt.
Die Experience ist wie eingangs erwähnt rein passiv – und das ist ein Problem. Das sage ich nicht als Gamer, der gerne ballern würde. Das Problem ist, dass durch die Passivität jegliches Gefühl der Betroffenheit verlorengeht. Ja, ich stehe im Schützengraben und kann auch ein paar Schritte in alle Richtungen machen. Aber ich fühle mich dabei seltsam entrückt. Als würde ich nicht dazugehören, als wäre ich nur Zuseher statt Teil des Geschehens. Ich habe weder eine Aufgabe noch die Notwendigkeit, auf eine Gefahr zu reagieren. Salopp gesagt: Während alle anderen rund um mich krepieren, stehe ich da und schau doof. So entsteht kein Gefühl der Gefahr, der persönlichen Betroffenheit.
Technisch ist War Remains ein Brett
Vielleicht ist das aber auch Jammern auf zu hohem Niveau. Abgesehen von der Passivität gibt’s an War Remains nichts auszusetzen. Technisch ist das Ding ein Brett und ein weit intensiveres Erlebnis als ein Schwarz-Weiß-Schulfilm am Fernseher ist diese VR-Experience auf alle Fälle.
Ihr findet War Remains um vier Euro auf Steam und im Oculus Store. Und wenn ihr schon mal da seid, holt euch auch gleich das ähnlich gelagerte 1943 Berlin Blitz. Die kostenlose VR-Experience nimmt euch mit an Bord eines britischen Bombers im zweiten Weltkrieg.